Biowein-Rebe

Biowein – Unterschied zum konventionellen Wein

Was ist überhaupt Biowein?

Wer bei Weinen bis zum Jahrgang 2011 den Begriff Biowein auf dem Weinetikett sucht, sucht vergebens. Auf den Bioweinflaschen wird lediglich darauf hingewiesen, dass der Wein aus ökologisch erzeugten Trauben stammt. Darüber hinaus findet man die Biozertifizierung des Unternehmens und einen Hinweis auf den Anbauverband. Die Begriffe Biowein oder Ökowein waren zwar allgemein gebräuchlich, jedoch nicht weinrechtlich verankert. Aufgrund fehlender spezifischer kellerwirtschaftlicher Regeln für die Herstellung von Biowein war für dessen Kennzeichnung nur der Hinweis auf das Anbauverfahren zulässig. Seit dem Jahrgang 2012 darf Biowein auch endlich Biowein genannt werden. Der Ständige Ausschuss für ökologischen Landbau (SCOF) hat am 8. Februar 2012 die Durchführungsbestimmungen für die ökologische Weinerzeugung verabschiedet. Diese wurden nach einem kurzen Verwaltungsverfahren im Amtsblatt der Europäischen Union als eine Änderung der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 veröffentlicht.

Durch die neuen Durchführungsbestimmungen für die ökologische Weinerzeugung kann Biowein mit dem EU-Bio-Logo gekennzeichnet werden. „Die jetzt vorliegenden Richtlinien erlauben eine klare Differenzierung zwischen „Bio-Wein“ und „Nicht Bio-Wein“. Sie ermöglichen es das positive Image des „Bio-Weines“ als gewachsen auf gesundem, fruchtbarem Boden, nach ökologischen Regeln erzeugt und mit deutlich geringeren zugelassenen Hilfsstoffen und oenologischen Verfahren sowie ohne Gentechnik vinifiziert, herauszustellen.“ (Quelle: Ecovin-Pressemitteilung).

Strittig bei den seit Jahren diskutierten Regelungen war vor allem die Begrenzung des Schwefeleinsatzes. Biowinzer aus Mitteleuropa verwiesen darauf, dass ohne eine ausreichende Schwefelung eine mikrobielle und sensorische Stabilisierung der Weine in ihren Breiten nur schwer möglich sei. Die getroffene Regelung gilt als akzeptabler Kompromiss zwischen den verschiedenen traditionellen önologischen Verfahren. Als Biowein können Weine ausgezeichnet werden, die bei der Vinifikation besondere Kriterien einhalten. Das Etikett muss das EU-Bio-Siegel tragen und die Codenummer des Zertifizierers tragen. Gemäß der neuen EU-Kellerwirtschaftsrichtlinie sind laut EU-Pressemitteilung weder Sorbinsäure noch Entschwefelung erlaubt, und der Sulfitgehalt muss deutlich (30-50 mg/l, abhängig vom Restzuckergehalt) unter dem Gehalt in herkömmlichem Wein liegen. Nach Einschätzung von Dr. Uwe Hofmann, Eco-Consult/Geisenheim, sind durch die Detailregelungen etwa 50% der für die konventionelle Weinerzeugung erlaubten Zusatzstoffe für die Biowein-Erzeugung nicht erlaubt. Der Verbraucher kann sich darauf verlassen, dass wenn Biowein draufsteht auch Biowein drin ist.

Was unterscheidet Biowein vom konventionellen Wein?

Während im Bioweinanbau Herbizide, Fungizide und Pestizide im Kampf gegen Schädlinge und Krankheiten verboten sind können diese beim konventionellen Anbau eingesetzt werden. Die Rebstöcke ohne entsprechende Mittel vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen bedeutet viel Handarbeit im Weinberg, um beispielsweise durch Beschnitt eine ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten. Aufgrund des teilweise kühlen und feuchten Klimas in den nordeuropäischen Weinbaugebieten ist der Aufwand in Deutschland ungleich höher als in Spanien, Italien oder Frankreich. Die anfallende Mehrarbeit verursacht Kosten, die im konventionellen Weinanbau durch synthetische Dünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel reduziert werden.

Selbst wenn die Rückstände von synthetischem Dünger und chemisch-synthetischem Pflanzenschutzmittel nicht in jedem Wein nachweisbar sind belasten sie doch die Reben und den Boden, auf dem sie stehen. Da nur ein gesunder Boden gute Weine hervorbringen kann muss dieser in der Folge wieder aufbereitet werden. Außerdem werden neben den Schädlingen, gegen die die Mittel eingesetzt werden auch andere Tiere geschädigt. Im Gegensatz zur Monokultur im konventionellen Weinanbau ist das zentrales Bild des Bioweinanbaus das Ökosystem, in dem die Reben wachsen. Insbesondere der Biodynamische Weinanbau hat die Gesunderhaltung und Stärkung des Bodens, aus dem die Reben ihre Nährstoffe beziehen, in den Mittelpunkt seiner Bemühungen gestellt.  Natürliche Lebensprozesse gilt es zu fördern, Stoffkreisläufe sollen weitestgehend geschlossen werden. Die Düngung des Bodens mit Stickstoff erfolgt beispielsweise mit Naturprodukten wie Mist, Kompost oder der Einsaat von stickstoffbindenden Pflanzen. Kräuterextrakte werden gegen Pilze gesprüht, Schädlinge werden mit Sexualhormone und natürlichen Bakterien bekämpft. So werden beispielsweise gegen Motten Markerkarten in größerem Abstand in die Rebstöcke gehängt. Steigt die Anzahl der Motten im Weinberg über ein bestimmtes Maß an werden alle paar Meter mit Sexualhormonen beschichtete Karten an die Rebstöcke gehängt, so dass sich ein Pheromonnebel über den Weinberg legt, der die männlichen Tiere irritiert und so die Anzahl der Nachkommen der nächsten Generation im Weinberg reduziert. Nicht zuletzt profitieren auch die Helfer in den Weinbergen von dem geringeren Schadstoffeinsatz der Biowinzer.

 

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